Mit AIDA sicher durch den Text klettern
„Moment mal,“, werden Sie sagen, „mit der AIDA geht man auf Kreuzfahrt oder ist das nicht ’ne Oper?“ Ja, als Eselsbrücke zu Verdis gleichnamiger Oper können Sie AIDA auch nutzen: großes Drama mit vier Buchstaben. In der Werbung ist es oft nicht anders.
Was hat das mit Klettern zu tun?
Gut, ich frage Sie anders: Sind Sie ein sportlicher Typ? Haben Sie einen niedrigen Ruhepuls, große Ausdauer und verlieren nie das Ziel aus den Augen?
Im Marketing hat Texten nach dem AIDA-Modell mit dem Klettersport vieles gemeinsam. Sie bleiben immer auf Ihrem Weg, kommen nicht aus der Puste und schreiben entspannt Verkaufstexte, die gern gelesen werden.
Hier erfahren Sie, wie das funktioniert.
Und ewig blinkt einsam der Cursor
Sie sitzen an einem Schreiben, mit dem Sie Bestandskunden über ein neues Produkt informieren wollen. Ihre Firma hat den Kundenkontakt lange Zeit vernachlässigt, daher soll es gleichzeitig dezent an Ihr Unternehmen erinnern.
Doch auf dem Monitor weiße Wüste, der Cursor blinkt unerbittlich.
Ein Gedanke blitzt auf, schnell eingetippt, bevor er wieder weg ist.
Ach, nee, doch nicht der richtige. Löschen.
Sie haben keinen Plan, was Sie schreiben sollen. Und was Sie alles zu sagen hätten, passt auch niemals auf eine knappe Seite DIN A4.
Sie merken: Schreiben, so wie Sie es jeden Tag handhaben, ist kein (Werbe-)Texten!
AIDA-Formel heißt der Plan
Die AIDA-Formel ist ein Bauplan, ein (Kletter-)Gerüst für Werbetexte.
Sie ist eine alte, aber wandelfähige Werbeformel. Erfunden hat’s der amerikanische Werbestratege Elmo Lewis Ende des 19. Jahrhunderts. Die Formel passt sich stets der nächsten Generation an und hat bis heute an Aktualität nichts verloren. Denn auch im Zeitalter des Online-Marketings braucht ein Werbetext Struktur und Strategie, um sein Ziel zu erreichen.
AIDA zeigt Ihnen den Weg, auf dem Sie mit der nötigen Ruhe und Ausdauer an die Arbeit gehen. Einzelne Passagen neu überlegen und eine Pause machen, in der Ihr Text reifen kann.
Die AIDA-Formel gibt dem Text Struktur und Ihnen Orientierungspunkte, an denen Sie sich für Ihre runde Werbegeschichte entlang hangeln können und Halt finden.
So, wie der Kletterer.
Schreiben kann jeder. Kommt Ihre Botschaft auch an?
Ganz gleich, was Sie schreiben – alles ist Werbung. Für Ihr Geschäft, für Ihre Produkte, für Ihre Website. Ein Liebesbrief ist Werbung!
E-Mails, Bewerbungsschreiben, Flyer, Webseiten – sie folgen mehr oder weniger dem AIDA-Modell; gleichlautend und gegliedert in vier Akte wie die Oper von Verdi.
Wie jede gute Geschichte folgt sie einer Dramaturgie, hat einen Spannungsbogen.
Was bedeuten nun die vier Buchstaben?
Attention – Aufmerksamkeit erzeugen: Achtung, hier kommt etwas (Spannendes, Neues, Informatives) für mich!
Interest – Interesse wecken
Desire – Wunsch auslösen
Action – Aktion auslösen, Handlungsaufforderung
Am Beispiel Katzenfutter werde ich Ihnen die Formel schmackhaft machen. Katzen passen prima!
A – Attention, Aufmerksamkeit erzeugen
Der Titel eines Blogs, die Überschrift Ihres Artikels, der Betreff Ihrer E-Mail – sie schaffen das Aufmerksamkeitsmoment.
Für Sie bedeutet das, die Zeile spannend und interessant zu formulieren, neugierig auf das Kommende zu machen.
Sie entscheidet, ob Ihr Schreiben gelesen wird oder im Mülleimer landet.
Geben Sie Ihrem Leser einen guten Grund weiterzulesen.
Das Thema mit einfachen Worten benennen, spannend inszeniert, kurz mit 5-10 Wörtern.
An dieser Stelle empfehle ich Ihnen zwei Meister der Überschriften: Stefan Gottschling vom Texterclub und Vladislav Melnik, der den Affenblog betreibt.
So nicht | Schon besser |
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Diätfutter für Katzen eingetroffen | NEU! Schmackhaftes Wellness-Programm für vollschlanke Katzen |
Diätfutter mit Huhn | Danach leckt sich die Mieze alle vier Pfoten: Reistopf mit Huhn |
Diätfutter jetzt in 450g-Dosen | Für kräftige Samtpfoten: Die Power-Fitness in der 450g-Dose |
Wenn Sie es geschafft haben, das Interesse Ihres Lesers zu wecken, gilt es nun, ihn weiter zu (ver)führen. Eine Überleitung in den eigentlichen Text schaffen und ihn tiefer hineinziehen. Damit kommen wir zum I-Interesse wecken.
I – Interesse wecken
Spinnen Sie jetzt den feinen Faden sorgfältig weiter.
Greifen Sie die Überschrift auf und führen Sie tiefer in das Thema.
Fahren Sie hier nicht mit allgemeinen Aussagen fort wie „Dicke Katzen haben ein Gesundheitsproblem“, sondern:
„Bevorzugt Ihre Katze den Platz auf der sonnigen Fensterbank und bewegt sich überwiegend bis zum Futternapf und wieder zurück? Wenn Sie ganz ehrlich sind, ist sie auch etwas rundlich geworden? Sie könnte mehr Bewegung vertragen, denken Sie.
Weil Sie Ihren Schmusetiger lieben, bekommt er nur das beste Futter. Katzentopf hat jetzt ein extra schmackhaftes Vollschlankprogramm entwickelt, das Ihrer Katze nicht nur schmeckt; es macht sie in wenigen Wochen fit und gelenkig.
Der verwöhnte Gaumen Ihrer Samtpfote wird mit dem neuen Katzentopf voll auf den Geschmack kommen.“
Je nach Lesertyp kann auch dieser Satz magisch wirken: „85 Prozent aller im Haus lebenden Katzen leiden an Bewegungsmangel und Übergewicht…“ Weitere Fakten werden angeführt.
Das hat mit der Wahrnehmung der einzelnen Zielgruppen zu tun. Warum das so ist, erkläre ich in einem weiteren Artikel.
D – Desire, den Wunsch auslösen
Das ist der Hauptteil Ihres Textes. Hier erläutern Sie worum es geht, liefern Kundennutzen und lassen den Katzenfreund weiter Ihren Argumenten zustimmen. Ohne dabei wie ein Marktschreier aufzutreten, zeigen Sie dem Leser was das neue Futter an Vorteilen für die Gesundheit Ihrer Fellnase bringt.
In diesem Teil ist es wichtig, genau die Lese- und Informationswünsche Ihrer Zielgruppe im Auge zu behalten.
Zum Beispiel:
„Unsere schonend zubereitete Bio-Zutaten lassen dem Futter seinen ursprünglichen Geschmack. Das schmeckt Ihrer Katze schon beim ersten Bissen. Dabei wurde auf die Zugabe von Zucker oder Geschmacksverstärker sowie auf künstliche Zusatzstoffe verzichtet. Feinste Stückchen zergehen zart im Leckermäulchen. Ihre Katze wird es lieben!“
Ein Halter pflegt zu seiner Katze stets eine hochemotionale Beziehung. Darum wollen es manche Menschen vor einem Kauf ganz genau wissen. Sie wünschen Zahlen, Daten, Fakten.
Hier ist es angebracht, im Text auf das mitgesendete Datenblatt hinzuweisen, auf dem die Inhaltsstoffe angegeben sind.
Damit sind wir es schon auf der Zielgeraden unseres Textes: Action, bitte!
A – Action, die Handlungsaufforderung
Bei Onlinetexten heißt dieser Teil CTA=Call to action, was im Grundsatz das Gleiche ist.
Klasse, wenn der Leser Ihnen bis hierher gefolgt ist. Sie können ihn so aber nicht stehen lassen. Was soll er jetzt tun?
Er kann Kontakt zu Ihrem Unternehmen aufnehmen, um weitere Informationen oder Original-Probepackungen zu erhalten.
Senden Sie einen Gutschein mit, den er beim Handelspartner vor Ort einlösen kann oder via Gutschein-Code im Internet.
Oder geben Sie eine Telefonnummer mit Ansprechpartner an. Vielleicht ein Tierarzt, mit dem der Kunde direkt und unverbindlich Kontakt aufnimmt. Bitte achten Sie dabei auf eine korrekte Durchwahl zum Nulltarif, damit es keine Probleme gibt und Sie Freunde bleiben.
Das könnte dann so lauten:
„Testen Sie das neue Fitness-Futter und fordern Sie den kostenlosen Mix-Pack für vollschlanke Katzen an. Dazu haben wir eine Karte vorbereitet, auf der Sie nur noch die Geschmacksrichtung angeben müssen und ab die Post! Das Paket ist dann in wenigen Tagen bei Ihnen.“
Oder:
„Besuchen Sie bei uns im Internet! Unter: www.katzentopf.de geben Sie den Gutschein-Code der mitgesendeten Karte ein. Die Kostproben sind in wenigen Tagen bei Ihnen. Gratis und unverbindlich.“
Der Fantasie und Möglichkeiten zur Kundengewinnung sind hier keine Grenzen gesetzt. Sie müssen nur entscheiden, was für Sie sinnvoll ist.
FAZIT
Sie sehen, auch mit der alten Lady AIDA-Formel kann man prima Texte strukturieren und sich ganz leicht einen wirkungsvollen Mailingtext erarbeiten.
Ich wünsche Ihnen viele Ideen, damit Ihre Leser knackige Werbebriefe und E-Mails lesen können.
Foto: © Taylor Burnett, pixabay